Kunst und Kultur
- Körperbemalung für Krieg, Feste und Schlangenschutz -

Wie bei den meisten Indianerstämmen, gehört auch bei den Huaorani die Körperbemalung zum festen Bestandteil des eigenen Schmückens. Es gibt zahlreiche unterschiedliche Bemalungen, die ich unmöglich alle darlegen kann (und deren Bedeutung ich zum Teil selbst nicht kenne). Ich habe daher drei Arten von Bemalung ausgewählt, die mir besonders interessant erscheinen:


Stammes- und Kriegsbemalung:

Die Kriegsbemalung ist die wohl bekannteste Bemalung aller Indianerstämme. Die Huaorani verzieren sich ihre Gesichter und Oberkörper mit roter Farbe (nahezu eine Selbstverständlichkeit--daher übrigens auch die Bezeichnung „Rothaut" für die Indianer), bevor sie in den Krieg ziehen. Abgesehen davon, daß die Farbe Rot eine elementare Bedeutung hat (sie symbolisiert u.a. Mutter Erde), soll die Bemalung furchterregend wirken und signalisiert dem Feind, daß man in kriegerischer Absicht kommt. Da die Huaorani ein sehr kleines Volk sind, ist jeder erwachsene männliche Huaorani de facto auch Krieger, bei der Aufnahme in den Kreis der Erwachsenen trägt man daher ebenfalls eine Form der Kriegsbemalung. (Dies ist der alleinige Grund, warum ein Foto von mir in Kriegsbemalung existiert!)

Ghazy (Foto rechts) und ich (Foto links) beim Aufnahmeritual in den Stamm der Huaorani von Wentaro. Die wesentlichen Elemente der Bemalung sind die beiden X auf den Wangen (sie symbolisieren zwei gekreuzte Lanzen*) und das umgedrehte V am Kinn (symbolische Darstellung einer Speerspitze). Weitere Elemente auf Stirn und Nase runden das Bild ab.

*Die gekreuzten Lanzen sind das Stammessymbol der Huaorani. Wer im Urwald an zwei gekreuzten, in den Boden gerammten Lanzen vorbeigeht, weiß, daß er Huaorani-Territerium betritt und das ihn jenseits der Lanzen unter Umständen der Tod erwartet. Als den Huaorani 1990 nach langem, zähen Ringen ein kleiner Teil ihres angestammten Territoriums als „Homeland" zugestanden wurde, wurden Gelder bereitgestellt, die es den Huaorani ermöglichen sollten, ihr Stammesgebiet zu kennzeichnen. Die Huaorani benutzten dieses Geld u.a. dafür, am Rio Shiripuno Schilder aufzustellen, die die Aufschrift „Huaorani Territorium" tragen und darunter zwei gekreuzte Speere zeigen. Es ist unmöglich, eine Huaorani-Kommune auf dem Flußweg zu erreichen, ohne an den gekreuzten Speeren vorbeizufahren.

Copyrights:

Foto links von mir.


Foto rechts (C) Tropic Eco.

Festbemalung:
Das breite rote Band über Augen und Nase gemalt ist eine traditionelle Bemalung für festliche Anlässe und Tanzfeste (bei nordamerik. Indianern würde man wohl „PowWow" sagen). Die rote Farbe wird nebenbei bemerkt aus dem Fruchtfleisch der Achiote (Bixa orellana), einer etwa hühnerei-großen Frucht mit stacheliger Schale gewonnen. (Danke an Silke für den Namen der Pflanze!)