Lebensraum der Huaorani
- heutiges Territorium -

Karte entnommen aus:
„Defending our rainforest"
(1999 Acción Amazonia; Rolf Wesche & Andy Drumm)

Der traditionelle Lebensraum der Huaorani erstreckt sich in Nordsüd-Richtung vom Rio Napo bis zum Rio Curaray. Da die Huaorani bis vor wenigen Generationen nicht schwimmen konnten, leben sie nur an kleinen Flüssen. In ihrer Mythologie sind (da sie nicht durchwatet werden können) der Rio Napo bzw. der Rio Curaray die Grenzen der Welt.

Die Huaorani (Schätzungen über die Stammesstärke bewegen sich zwischen 500 und 1.500 Personen) bewohnen heute in etwa 20 Siedlungen ein Gebiet von etwa 20.000 km², von denen ihnen nach langen Auseinandersetzungen von der ecuadorianischen Regierung 1990 6.100 km² als eine Art „Homeland" garantiert wurde. Allerdings „gehört" Ihnen nur das Land oberhalb der Erde, die unter Tage liegenden Bodenschätze (wie das zB. reichlich vorhandene Erdöl, aber auch Gold) sind weiterhin im Besitz des Staats Ecuador. Gegen deren Ausbeutung sind die Huaorani rechtlich quasi machtlos, da das Gesetz beinhaltet, daß Widerstand gegen die Ölförderung den Verlust des Homeland-Status' bedeutet. Das sich stellende Problem liegt auf der Hand: ohne Zerstörung des Lands oberhalb der Erde keine Förderung der Bodenschätze unterhalb der Erde...
Ein Ziel der „Acción Amazonia" (und einiger anderer Gruppen) ist es, diesen Widerspruch aufzudecken, die Ölfirmen zur Reparatur bereits angerichteter Schäden zu zwingen und -- vor allem -- das Anrichten weiterer Schäden zu verhindern.

Die Huaorani leben heute wie damals als Halbnomaden. Etwa alle zehn Jahre werden die Siedlungen aufgegeben und das ganze Dorf zieht um. Den genauen Zeitpunkt und den neuen Siedlungsort bestimmt der Shamane. Diese Umzüge sind notwendig, da sich die Population an Tieren durch die Jagd nach mehreren Jahren verringert; die Affen meiden das Gebiet um das Dorf, die Jagd wird schwieriger. Ähnliches gilt für die gesammelten Früchte und Beeren. Siedlungen liegen immer in der Nähe von salzhaltigen Böden, da dies Sammelstellen für die von den Huaorani gejagten Tieren sind. Das Auffinden solcher Stellen durch den Shamanen stellt für diesen eine enorme Verantwortung dar; hängt von einem guten Siedlungsort doch das Wohl und Wehe des gesamten Dorfes ab.