Moi in Österreich

Vom 15. bis 21. Oktober 2000 hielt sich Moi (links) in Begleitung von Sofia (rechts) anläßlich eines Workshops zum Thema Ökotourismus im Bregenzer Wald in Österreich auf. Zu diesem Workshop trafen sich auf Einladung des dt. „Studienkreises für Tourismus und Entwicklung e.V." Vertreter von Projekten aus der ganzen Welt, neben Moi u.a. auch der First Nations Canadas und Chinas zum Erfahrungsaustausch--eine wirklich multikulturelle Gruppe, die bei der Einreise in die EU für Staunen sorgte!

von links nach rechts: Moi, ich und Sofia von der Acción Amazonia nach der Ankunft auf dem Flughafen Zürich.

Ungeachtet des warmen Spätsommer-Wetters („a real indian summer", wie Hunting Hawk, der Vertreter der First Nations Canadas bemerkte) trug Moi über Pullover und T-Shirt eine Winterjacke und eine Wollmütze mit Ohrenschonern und wunderte sich darüber, daß „in Europa die Blätter an den Bäumen gelb und rot, statt grün" sind. Unsere Erklärungsversuche, daß die Blätter im Herbst sterben und abfallen müssen, damit der Baum den kalten Winter überleben könne, dem Baum im Frühjahr aber neue (dann auch grüne) Blätter wachsen würden, überzeugte Moi nur bedingt. In diesem Fall wäre es doch einfacher, der Baum würde erst gar keine Blätter bekommen, so Moi. Alles andere mache doch wenig Sinn... Sofias Erklärungsversuch, man sei hier halt auf der „anderen Seite der Welt", und da sei das eben anders, rächte sich wenige Stunden später am Nachmittag, als wir gemeinsam bei einer Tasse Kaffee auf der Terrasse des Hotels in Österreich saßen. Moi zeigte mit einem Mal auf die Sonne und meinte: „Also, da ist Osten." Ich: „Nein, Moi, da ist Westen. Es ist doch nach Mittag!". Moi: „Aber wir sind doch auf der 'anderen Seite der Welt'..."

Ebenfalls sehr beeindruckt zeigte sich Moi bei unserer gemeinsamen Einreise an der Grenze zu Österreich von der Tatsache, daß ich binnen eines Tages mit meinem Auto in drei verschiedenen Ländern (Deutschland, Schweiz, Österreich) sein kann. Sein Wunsch, das Autofahren zu lernen, hatte Sofia ihm allerdings schon vorher zunichte machen müssen: „Was willst Du denn mit einem Führerschein, Moi?" -- „Wenn ich in Quito bin, kann ich umherfahren und mich schneller bewegen." -- „Und mit welchem Auto willst Du fahren?!" Moi: „Hmm. Autos sind sehr teuer, nicht wahr?"

Dennoch ist sein Lern- und Wissensdrang nach wie vor ungebrochen. Derzeit unterrichtet ihn Sofia auf eigenen Wunsch im Umgang mit dem PC. Moi teilte mir ferner mit, er wolle mal eine Zeitlang auf einer „Farm in Österreich" arbeiten, und zwar nicht nur, weil es ihm die Kühe mit den Kuhglocken so angetan haben, sondern vor allem, um dort „englisch zu lernen".

„Multi-Kulti" in Österreichs Alpen!

Trotz der Sprachbarriere (Moi war leider der einzige unserer Gruppe, der kein Wort englisch sprach) gefallen ihm nach eigenen Angaben „beide Welten": der Urwald genauso wie „die Städte". Und Kirchtumglocken sind einfach nur zum Lachen!

Ein Indianer erobert Österreich. Moi bei 25°C im Schatten mit Winterjacke und Wollmütze vor imposanter Alpen-Kulisse. Wenn das Jörg Haider wüßte...!