|
Die Legende vom Teufel des Waldes, der nachts kam, um die Huaorani zu fressen
Viele Huaorani starben durch den Nachtteufel. Manchmal kann man deutlich die schwarzblauen Flecken sehen, wo der Teufel das Blut saugte, bis die Huaorani starben. Der Falke und die Eule sind Freunde der Huaorani und sie warnen sie häufig, wenn der Teufel sich nähert, um sie zu töten. Wenn sie den Teufel kommen sehen, protestieren sie lauthals „Wacht auf, der Teufel kommt! Wacht alle schnell auf! Er kommt, um Euch zu fressen!" Dann ist der Teufel sehr wütend auf den Falken und die Eule und er fragt: „Warum redet ihr so? Warum beschützt ihr die Huaorani?"
Es gibt gute Ocelots, die auch Freunde der Huaorani sind. Sie bewachen die Hütten in der Nacht, sodaß der Teufel des Waldes nicht kommt und Menschen frißt. Er pfeift, um zu zeigen, daß alles in Ordnung ist.
„Wenn wir das Pfeifen des Ocelots hören, schlafen wir alle gut", sagten die Vorfahren. Wenn der Ocelot nicht pfeift, sagen wir: „Der Teufel wird kommen" und wir haben große Angst. Und wenn der Ocelot nicht die Große Strohhütte bewacht, dann kommt der Teufel und frißt die Huaorani.
Die Alten erzählten von einem Mann, der immer mit einem Auge offen schlief, weil der Teufel so oft kam. Schließlich zog er fort in eine andere Hütte, nachdem der Teufel seinen Vater gefressen hatte.
Anmerkungen: Diese Geschichte erhielt ich in englischer Übersetzung. Ich bin nicht sicher, was genau der Teufel in dieser Geschichte im Original ist, denn nach allem, was ich weiß, kennt die Huaorani-Mythologie keinen Teufel in unserem Sinne. Ich habe das erstmal so stehen lassen, weil in der englischen Fassung auch vom „devil" die Rede ist, habe aber bereits Kontakt mit dem Erzähler der Geschichte (Caento) eingeleitet, um vielleicht das Originalwort herauszufinden. Denkbare Varianten sind, daß der Teufel entweder der böse Adler ist, der auch in der Geschichte „Am Anfang war die Sonne" vorkommt, oder daß damit die Cowode (also alle Nicht-Huaorani) gemeint sind. In diesem Fall könnte die Geschichte eine erzieherische Funktion an die Jüngeren haben, auf den Ruf des Ocelots zu achten. Ist in der Dämmerung (wenn das Leben im Urwald für die meisten Tiere beginnt) kein Ocelot zu hören, droht möglicherweise eine Gefahr durch nächtliche Angreifer eines anderen Stamms, denn üblicherweise greifen sich die Indianer am Amazonas nachts an. Ein Huaorani erzählte einmal, daß es einfacher wäre, „nachts zu töten", weil „der Feind dann schläft."
|
|