Kunst und Kultur
- Körperbemalung für Krieg, Feste und Schlangenschutz -

Schlangenschutz-Bemalung:
Neben dem Jaguar, der auch als Heiliges Tier bezeichnet werden kann, spielt die Schlange im täglichen Leben und natürlich auch in der Mythologie der Huaorani eine herausragende Rolle (so gelangt man bspw. nur durch die Nasenlöcher der „Großen Boa" ins Paradies). Von der Schlange geht aber auch eine nicht zu unterschätzende Gefahr aus: sie lauert in den Bäumen über den Köpfen der Huaorani gleichermaßen wie auf dem undurchsichtigen Waldboden. In der Regel greift eine Schlange den Waldmenschen nur dann an, wenn sie sich in unmittelbarer Gefahr sieht. Somit stellen die Schlangen, die in den Bäumen leben, nur dann eine Gefahr dar, wenn man (bspw. bei einer Kanufahrt) mit dem Kopf entlang einiger herabhängender Zweige streift oder versucht, im Weg hängende Zweige mit der Hand beiseite zu schieben (was man niemals tun sollte!). Eine am Boden liegende Schlange ist da schon weitaus gefährlicher: tritt man versehentlich in ihre Nähe oder gar auf sie, beißt sie u.U. blitzartig zu (90% aller Schlangenbisse sind lt. „Globetrotter" unterhalb des Fußknöchels!). Während wir uns mit Gummistiefeln oder Jungle Boots gegen diese Gefahr weitestgehend schützen können, hatten die Huaorani diese Option bis vor wenigen Jahrzehnten nicht. Aus diesem Grund sieht man die Huaorani eigentlich nur mit gesenkten Köpfen durch den Urwald laufen, ständig den Waldboden nach potentiellen Gefahren absuchend; ein wirklich zu beobachtendes Verhalten, das sie selbst bei Ausflügen in die Zivilisation kaum ablegen können.
Eine Prävention gegen Schlangenbisse ist die Bemalung von Armen und Gesicht mit Schlangenmotiven in gelber Farbe (aus dem Harz eines Urwaldbaums).

Das Zickzack-Muster mit den Punkten in den Zwischenräumen steht für die Anakonda. Die Bemalung des Gesichts und der Arme schützt vor ihrem Biß, wobei ich nicht herausgefunden habe, ob man sich durch diese Bemalung als Schlange „tarnt", oder ob man sich der Schlange damit als „Freund" zu erkennen gibt.
Wie auch immer: Die „Anti-Anakonda-Bemalung",wie ich diese Bemalung scherzhaft getauft habe, fällt mit einiger Sicherheit in den Bereich des Aberglaubens. Es ist äußerst unwahrscheinlich, daß eine Schlange auf die Motive optisch anspricht und Gerüche können Schlangen ebenfalls nicht aufnehmen (bzw. nur mit ihrer Zunge... und dann wäre es „etwas" spät...!)
Auch wir mußten uns vor einer ausgedehnten Urwaldwanderung der Schlangenschutzbemalung unterziehen, die Fotos unten zeigen uns in Quehueire'ono nach der Rückkehr von einem solchen „Ausflug".

Während bei Ghazy (Foto Mitte) und mir (Foto rechts) die Bemalung wegen der extremen Schweißbildung schon stark verschmiert bzw. undeutlich wird (ich hatte immer ein Tuch dabei, mit dem ich mir regelmäßig den Schweiß abgewischt habe), ist bei Moi (Foto links) das Motiv noch am deutlichsten zu erkennen -- schließlich sind die Huaorani dem feucht-tropischen Klima am besten angepaßt und schwitzen in dem heißen, nassen Regenwald deutlich weniger als unsereins!