Teoburo Enuhuenca
- Musik, Gesänge und Tänze der Huaorani -

„Teoburo Enuhuenca"  --  ein typischer Huaorani-Gesang
(benötigt einen installierten MP3-Player)

(Lied entnommen aus Lisa Faesslers Dokumentarfilm „Tumult im Urwald" mit freundlicher Genehmigung der Autorin).

Musik und Gesang

Huaorani-Lieder haben üblicherweise keine Titel. Das Stück oben habe ich daher nach seinem Liedanfang benannt. Ein typisches Huaorani-Lied besteht aus drei bis vier „Ein-Satz"-Strophen, die mehrfach wiederholt werden. Die Lieder enden normalerweise mit einer Art „Jauchzer", was bei dem Stück „Teoburo Enuhuenca" zwar auch der Fall ist, doch muß man hier etwas genauer hinhören, da dieses Lied nur von Frauen gesungen wurde. Bei von Männern gesungenen Liedern  ist das Liedende deutlicher zu hören.

Die Huaorani kennen keine Musikinstrumente außer der Flöte und der Rassel. Flöten werden aus allen Sorten von Hohlkörpern hergestellt, z.B. aus Schilf- und Bambusrohren oder Nüssen. Die traditionellen Flöten der Huaorani erzeugen ein bis zwei Töne; erst seit der Ankunft der Weißen bauen sie auch Flöten mit Löchern zum Abgreifen mehrerer Töne. Die meisten Lieder kommen jedoch auch ganz ohne Musikinstrumente aus und sind reine Gesänge (A Capella).
Die Rasseln sind ausgehöhlte Nüsse (mitunter auch Klauennägel verschiedener Tiere), die an ein Band gebunden werden, das man sich dann um die Beine schnallt. Durch das Aufstampfen der Beine entsteht dann der Klang. Trommeln benutzen die Huaorani nicht.

Teoburo Enuhuenca
ist eine Art Kriegslied. Der Text bedeutet in der Übersetzung etwa:

1. Strophe: „Furchterregende Speere, mit Federn geschmückt..."
2. Strophe: „Krieger, die aus dem Krieg zurückkehren..."
3. Strophe: „So geht unser Lied..."


Tänze

Huaorani-Tänze sind reine Stampftänze, d.h. die Tänzer, die in der Regel auch die Sänger und (falls Flöten vorhanden) Flötisten sind, stampfen den Rhythmus des getanzten Liedes mit ihren Füßen auf den Boden ihrer Holzhäuser, was mitunter einen weithin hörbaren Lärm erzeugt. Wie bei allen Gelegenheiten, legen die Huaorani auch beim Tanz viel Wert auf Körperkontakt und Gruppenzugehörigkeit. Die Tänzer werden von drei bis vier Leuten angeführt, die ihre Arme gegenseitig um die Schultern legen. Die nachfolgenden Tänzer legen je einen Arm auf die Schulter des Vordermanns, den anderen auf die des Nebenmanns, sodaß die ganze tanzende Gruppe eine Einheit bildet.

Die Tänzer bewegen sich im Oval; eine festgelegte Tanzordnung habe ich nicht ausmachen können: es tanzen Männer und Frauen gemeinsam (allerdings keine Kinder), wer Lust hat, schließt sich der tanzenden Gruppe an, wer müde ist, scheidet aus. Nur bei einigen speziellen Liedern gibt es eine Geschlechter-Aufteilung.

Wird ein Lied zu Ehren von jemandem getanzt (z.B. zu Ehren des neuen „Presidente" oder eines besonders erfolgreichen Jägers oder dergleichen), stoppen die Tänzer vor der zu „huldigenden" Person und werfen drei- bis viermal im Wechsel ihre linken und rechten Beine in die Luft, bevor die nächste Runde des Tanzes vollführt wird, was irgendwie an den französischen Can-Can oder das russische „Kalinka" erinnert.

Durch den sehr monotonen Dreiton-Gesang und das gleichmäßige Aufstampfen kommen die Tänzer (unterstützt von den Mengen an Chicha und anderen Dingen, die sie vor und während des Tanzes konsumieren) mitunter in regelrechte Trance-Zustände. Manche Tänze dauern laut Moi bis zu fünf Tagen.

Getanzt wird mitunter ganz spontan, bisweilen sogar ohne erkennbaren Anlaß. Die Tänzer sind dabei auch nicht zwingenderweise geschmückt, speziell gekleidet oder bemalt, sondern schließen sich den Vortänzern so an, wie sie gerade sind: barfuß oder in Gummistiefeln, mit T-Shirts oder nackten Oberkörpern, mit und ohne Brustketten oder Federkronen und mit und ohne Bemalung, was zum Teil für unsere Augen sehr lustig aussieht. Überhaupt scheinen die Huaorani sich um ihr Aussehen oder ihren Auftritt bis auf wenige wirklich wichtige Anlässe nicht sonderlich zu kümmern. Gefragt ist Prakmatismus, nicht optische Erscheinung.